WiYou.de - Ausgabe 04/2014 - page 16

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 4­2014
Foto: Manuela Müller
Titel
16
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Automobilkaufleute verkaufen Autos, oder?
„Ja, das denkt man immer, aber
zumindest bei mir ist das gar nicht so, zumindest nicht nur. Ich mache eine
kaufmännische Ausbildung in einem Autohaus. Dabei bin ich zwar auch mal
im Verkauf, aber das ist sonst der Bereich der Verkäufer“, erklärt Carolin.
Deshalb ist ihr Arbeitsplatz nicht nur der Verkaufs­ oder Vorführraum des
Autohauses, sondern auch das Büro.
Die Ausbildung zur Automobilkauffrau dauert drei Jahre, Carolin ist jetzt im
zweiten.
„Ich habe nach der Schule Hotelfachfrau gelernt, das war zwar auch
schön, aber irgendwie nichts, was ich mir auf Dauer vorstellen konnte und ich
habe mich nach Alternativen umgesehen.“ Sie hatte schon immer ein Faible
für Autos, richtig in einer Werkstatt arbeiten wollte sie aber nicht. Das
Autohaus war da der perfekte Kompromiss. Hier durchläuft Carolin während
der Ausbildung für jeweils drei Monate die verschiedenen Abteilungen, wie
Empfang, Service, Verkauf, Disposition, Teilevertrieb und Buchhaltung. Zur
Zeit ist sie im Bereich Marketing und Vertriebsassistenz, wo sie zum einen die
Verkäufer unterstützt, in dem sie beispielsweise Kundendaten verwaltet und
Adressdatenbanken pflegt und zum anderen Aufgaben im Marketing über­
nimmt. Dazu gehört auch das Planen von Veranstaltungen. „Da ist neben
Organisationstalent auch Kreativität gefragt und das liegt mir. Überhaupt habe
ich hier noch nichts gefunden, was mir keinen Spaß macht. Es ist ein toller,
spannender Beruf, nur sollte man sich schon für Autos interessieren.“ Denn
obwohl Carolin nicht direkt in der Werkstatt zu tun hat, muss sie sich mit den
Fahrzeugen und Fahrzeugtechnik zumindest grundlegend auskennen. „Wenn
ein Kunde ein bestimmtes Teil aus dem Lager haben möchte, dann sollte ich
schon wissen, nach was ich suchen muss und wenn jemand zu den Modellen
eine Frage hat, macht es auch keinen guten Eindruck, wenn ich selbst alles
erst nachlesen muss.“
In der Berufsschule stehen deshalb neben den klassischen kaufmännischen
Lehrinhalten wie Buchhaltung, Rechnungswesen, Marketing, Vertrieb, Wirt­
schaft auch branchenspezifische Unterrichtsfächer an.
„Ich arbeite immer
zwei Wochen und habe dann eine Woche Berufsschule, wovon jeweils ein Tag
in der Technikschule stattfindet. Da geht es dann um Motoren und Getriebe,
dafür sollte man auch ein bisschen technisches Verständnis mitbringen.“
Als Automobilkaufrau hat Carolin sowohl im Verkauf als auch in der Verwal­
tung viel mit anderen Menschen zu tun, gerade der Umgang mit Kunden ist
ja nicht immer so einfach.
„Man muss lernen, sich auf die Menschen und ihre
Bedürfnisse einstellen zu können. Jeder Kunde ist anders. Besonders wenn es
um hochpreisige Neuwagen geht, ist da viel Fingerspitzengefühl gefragt.“
Während der Ausbildung ist Carolin zwar bei Verkaufsgesprächen dabei, aber
nicht für Vertragsabschlüsse zuständig. Wenn sie nach ihrem Abschluss in die­
sen Bereich gehen möchte, müsste sie zunächst an einer unternehmensinter­
nen Verkäuferausbildung teilnehmen. „Das würde mich schon reizen, ist aber
auch eine große Verantwortung. Man muss sich dafür genau mit Modellen,
Ausstattungen, Konfigurationen und natürlich der Finanzierung und dem
Leasing auskennen.“ (mü)
Autos in der Auslage
Aufgaben
Automobilkaufleute übernehmen organi­
satorische und kaufmännische Aufgaben im
Kraftfahrzeughandel.
Dauer
3 Jahre
Voraussetzungen
guter Umgang mit Zahlen, technisches und kauf­
männisches Verständnis, gutes mündliches und
schriftliches Ausdrucksvermögen, Kontaktfreude,
Offenheit, Einfühlungsvermögen
Chancen
Je nach Interesse sind unter anderem Weiter­
bildungen zum Automobilverkäufer oder Kfz­
Betriebswirt möglich. Ebenso kann man mit der
grundlegenden kaufmännischen Ausbildung bran­
chenübergreifend arbeiten.
Automobil­
kaufleute
(m/w)
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Als Autofan den ganzen Tag nagelneue Autos vor der Nase zu haben – besser geht’s wohl kaum. Das dachte sich auch die 26­jährige Carolin, als sie sich für
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die Ausbildung zur Automobilkauffrau bei BMW Cloppenburg in Erfurt bewarb. Dass sie die glänzenden PS­Schönheiten aus der Auslage nach Feierabend
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nicht einfach mit nach Hause nehmen darf, kann sie verschmerzen – spätestens dann, wenn die nächste Cabrio­Probefahrt auf dem Programm steht.
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