WiYou.de - Ausgabe 04/2014 - page 19

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 4­2014
Foto: Manuela Müller
Titel
19
Angefangen hatte André nach der Schule mit einer Ausbildung zum Sattler:
„Diesen Beruf gibt es in unterschiedlichen Fachrichtungen. Ich wollte eigent­
lich Kfz­Sattler werden, fand aber keine passende Lehrstelle.“ Inzwischen hat
er ausgelernt und arbeitet beim Thüringer Zeltverleih in Erfurt als Technischer
Konfektionär. „Das ist meinem gelernten Beruf schon sehr ähnlich, auch wenn
es unterschiedliche Einsatzgebiete gibt.“
Als Technischer Konfektionär konfektioniert André technische Gewebe,
was
wiederum nichts anderes heißt, als dass er zum Beispiel eine PVC­Plane mit­
hilfe verschiedener Schweiß­ oder Verfügungsverfahren nach bestimmten
Vorgaben anpasst, wie etwa an einen Lkw­Anhänger oder ein Zeltgerüst.
Wenn André einen Auftrag bekommt, geht es zunächst um die Abstimmung
der Details.
Was für eine Plane möchte der Kunde, sind Fenster oder beson­
dere Befestigungen gewünscht? Ist das geklärt, beginnt die eigentliche Arbeit
mit dem Aufmaß, also dem Maß nehmen, und dem Anfertigen einer techni­
schen Zeichnung als Vorlage. Danach wird das Material ausgewählt und erst
grob, dann feiner zugeschnitten, bevor genäht, geschweißt oder verklebt wird.
Auch die Beschläge, wie Ösen, Riemen, Haken und Aufrollvorrichtungen bringt
ein Technischer Konfektionär an. „In größeren Unternehmen geht es dabei in
Richtung Fließbandarbeit, bei uns hier aber eher um Einzelfertigungen, die
machen zwar mehr Arbeit, mir aber auch viel mehr Spaß. Dabei kann – naja,
und muss – man viel kreativer sein.“ Wenn es zum Beispiel darum geht, einem
Laubsauger den passenden Auffangbehälter zu verpassen, so lautete vor kur­
zem erst ein Auftrag. „Für so etwas gibt es keine Standardanleitung, aber ge­
rade das Tüfteln bringt Abwechslung, und wenn man dann etwas konstruiert
hat, was funktioniert und den Kunden überzeugt, macht´s richtig Spaß.
Außerdem lerne ich mit jedem Auftrag wieder was dazu.“
Dabei kommt es vor allem auf technisches Verständnis, räumliches Vorstel­
lungsvermögen und handwerkliches Geschick an.
So muss André neben
Nähmaschinen und Schweißgeräten auch eine Flex bedienen können, um zum
Beispiel Profilleisten für Unterkonstruktionen zu bauen. Wichtige Arbeits­
grundlagen sind außerdem die genauen Kenntnisse über die Werkstoffe und
Verarbeitungsverfahren sowie über das Handhaben und Warten von Werk­
zeugen, Geräten, Maschinen und Anlagen. „Ich muss wissen, wie welches
Material verwendet werden kann, welche Eigenschaften es hat, welche
Befestigungssysteme es gibt und auch die gesetzlichen Bestimmungen, die
zum Bespiel für das Bespannen von Lkws gelten, muss ich kennen. Das lernt
man alles in der Berufsschule.“
André hat zwar seinen Traumberuf gefunden, aber natürlich gibt’s auch für
ihn mal Aufgaben, die nicht ganz so viel Spaß machen.
„Wenn ein Lkw mit
einer zerfetzten Plane reinkommt, muss der meist auch schnell wieder raus
und wir haben nicht viel Zeit für die Reparatur. Da wir eine verschmutzte Plane
nicht bearbeiten können, gehört auch das Reinigen dazu, das macht weniger
Spaß. Genauso wie einen Hagelschaden an einem großen Lagerzelt zu flicken,
aber es gehört dazu und kommt zum Glück auch nicht jeden Tag vor.“ (mü)
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Mode für die ganz Großen, für die wirklich ganz ganz Großen, denn wenn sich André an die Nähmaschine setzt, dann wird nicht in Zentimetern, sondern in
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Quadratmetern abgemessen. Als Technischer Konfektionär fertigt er unter anderem Zeltplanen oder Planen, die über Lkw­Anhänger gespannt werden. Er
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kleidet sie quasi ein. Damit ist man übrigens beim Ursprung des Wortes Konfektion, das kommt nämlich aus dem Französischen und bezeichnet die
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Herstellung von Kleidungsstücken, auch wenn es dabei nicht in erster Linie um Lastkraftwagenkleider geht.
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Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Konfektionsgröße XXLkw
Aufgaben
Technische Konfektionäre verarbeiten textile
Werkstoffe durch Nähen, Schweißen oder Kleben
zu technischer Konfektionsware, wie Zelten, Lkw­
Planen oder Marktschirmen.
Dauer
3 Jahre
Voraussetzungen
technisches Verständnis, handwerkliches Ge­
schick, gute Hand­Auge­Koordination, räumliches
Vorstellungsvermögen, Kreativität, Sorgfalt, ge­
naues Arbeiten
Chancen
Technische Konfektionäre können sich weiter­
bilden zum Industriemeister der Fach­
richtung Textil oder zum Techniker der
Fachrichtung Textiltechnik, auch ein
Studium in der Fachrichtung Textil ist
möglich.
Technischer
Konfektionär
(m/w)
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