WiYou.de - Ausgabe 04/2014 - page 11

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Wie lange hast du denn insgesamt für dein Buch gebraucht?
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„Oh, naja, schon eine ganze Weile, ich glaub, alles in allem vier Jahre. Zum
Glück hatte ich zwischendurch immer wieder Abgabetermine für einzelne
Abschnitte. Sonst hätte ich das sicher noch ewig vor mir hergeschoben.“
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Das klingt jetzt aber irgendwie nicht so nach
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dem großen Spaß am Schreiben?
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„So kann man das nicht sagen, aber mit dem Roman ist das Hobby irgendwie
Arbeit geworden. Das kannte ich so nicht. Ich habe geschrieben und geschrie­
ben und geschrieben und keine Ende gesehen, das hatte ich mir einfacher vor­
gestellt. Andererseits entwickelt so ein großes Projekt irgendwann auch eine
Art Eigendynamik, dann läuft´s teilweise wie von selbst.
Manchmal fehlt auch einfach die Zeit. Ich hatte zwi­
schendurch das Glück, mich durch ein Litera­
turstipendium ein halbes Jahr ganz auf das
Schreiben konzentrieren zu können, das
hat sehr geholfen.“
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Blatt leer, Kopf leer – gibt’s auch
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bei dir mal Schreibblockaden?
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„Nicht so extrem, aber es gibt
manchmal Tage, da geht´s ein­
fach nicht. Das muss man dann
akzeptieren, und einfach mal
was anderes machen. Ich geh
dann auch einfach mal raus
in den Park und arbeite
später weiter.“
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Junge Musiker können
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es ja meist kaum
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erwarten, ihre erste
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eigene Platte
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endlich im Laden stehen zu sehen. Ging´s
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dir mit deinem Buch auch so?
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„Na man bekommt es ja vor Veröffentlichung schon vom Verlag geschickt.
Aber ich gucke im Laden natürlich schon, wo es steht und freu mich dann.
Aber es macht mir auch immer ein bisschen Angst, wenn ich es da zwischen
vielen tausend anderen Büchern sehe. Dann wird mir wieder bewusst, wie
viele Leute Bücher schreiben, mit welchen unglaublichen Massen ich konkur­
riere.“
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Welche Bücher aus diesen Massen landen denn bei dir zuhause im Regal?
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„Ich habe viele Freunde, die auch Autoren sind. Deren Bücher muss ich immer
lesen, weil ich neugierig bin, was die so geschrieben haben. Ansonsten lese
ich sehr gern zeitgenössische Literatur, da gibt’s schon ein paar Autoren, die
ich sehr mag.“
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Zum Beispiel?
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„Haruki Murakami. Ich finde es super, wie er reale Beschreibung mit surrealen,
märchenhaften Texten und Geschehnissen verbindet.“
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Surreal und skurril sind auch viele deiner Texte. Wie kommt man auf
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tödliches Gemüse oder Meerjungfrauen, die oben Fisch und unten
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Mensch sind?
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„Oh, wenn ich das genau wüsste, würde ich das noch viel häufiger machen.
Ich glaube, ich spiele einfach gern mit dem Skurrilen und Fantastischen. Als
Autor ist man ja ein bisschen ein kleiner Gott, der erschaffen kann, was er
möchte. Man versucht, mit dem Schreiben irgendetwas zu sagen, zu erzählen,
auf eine Weise, wie es eben vorher noch nicht erzählt wurde, und das geht
auf skurrile Weise eben sehr gut.“
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Was war die Idee hinter deinem Roman?
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„Ich fand, das Gefühl nach der großen Wendeeuphorie, auch der Ernüch­
terung hier im Osten, sollte mal beschrieben werden. Das hat meine Jugend
geprägt und davon wollte ich erzählen.“
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Apropos Heimat, du bist in Erfurt geboren und aufgewachsen, fürs
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Studium aber nach Leipzig gezogen und dann dort geblieben. Warum?
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„Weil Leipzig auch eine schöne Stadt ist. Kulturell ist viel los und die Größe ge­
fällt mir. Ich komme aber immer gern nach Erfurt zurück und fühle mich auch
als Thüringerin.“
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Dein Rat an schreibwütige Erfurter und Nicht­Erfurter, die dir
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nacheifern wollen?
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„Man sollte auf jeden Fall Literaturwettbewerbe nutzen und versuchen, in
Magazinen oder auch in Internetforen zu veröffentlichen. Und ganz wichtig:
Kontakte knüpfen, sich Meinungen einholen und damit arbeiten. Wem es
liegt, der kann auch seine Texte auf Lesebühnen ausprobieren. Mir macht das
immer besonders viel Spaß und man bekommt direktes Feedback.“
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Und jetzt gehst du nach Hause und schreibst weiter
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am nächsten Roman?
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„Ich recherchiere zumindest schon für das nächste Romanprojekt. Es
wird auch wieder einen Thüringenbezug haben, aber mehr verrate
ich noch nicht.“ (mü)
Foto: Andreas Ende
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