WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 42014
Foto: Manuela Müller
Titel
23
Josephin hatte sich nach dem Abitur für verschiedene Ausbildungsplätze be
worben, unter anderem auch als Bankkauffrau und Chemielaborantin:
„Ich
wollte einen anspruchsvollen Beruf, der mich fordert, aber nicht studieren.
Dass ich mich dann für die Arbeit im Labor entschieden habe, war spontan
und im Nachhinein ein Glücksgriff, denn der Beruf passt toll zu mir.“
Das konnte Josephin mit ihren sehr guten Leistungen belegen und so ihre
Ausbildung von dreieinhalb auf drei Jahre verkürzen.
Sie wurde vom Unter
nehmen übernommen und arbeitet jetzt in der Qualitätskontrolle, wo sie
Metallpulverproben aus der Produktion oder aus der Forschungsabteilung
analysiert und feststellt, ob diese den jeweils vorgegebenen Anforderungen
entsprechen. Wie sie die Proben untersucht, hängt dabei vom jeweiligen Auf
trag ab. Es gibt dazu zwei verschiedene Bereiche: Im chemischen Labor wer
den die Proben mithilfe von Säure zu Lösungen aufbereitet, aus denen mit ei
nem Spektroskop die Elementgehalte bestimmt werden.
Immetallografischen Bereich, wo Josephin zur Zeit hauptsächlich eingesetzt
ist, nimmt man die Proben dagegen pur unter die Lupe, also genauer: unter
das Mikroskop.
„Wir haben hier zwei Auflichtmikroskope, wie man sie in klei
nerer Version auch aus der Schule kennt, und seit einem halben Jahr auch ein
Rasterelektronenmikroskop. Dabei werden die Proben mit Elektronen be
schossen, wodurch Strahlen erzeugt werden, die dann ein Bild ergeben. Das
sieht man dann nicht durch das Okular, wie normalerweise bei Mikroskopen,
sondern auf einem Bildschirm.“ Ein scharfes Bild zu bekommen, ist gar nicht
so einfach, denn für jedes Pulver müssen eigene Einstellungen vorgenommen
werden. „Das ist gerade jetzt, wo wir das Gerät noch nicht so lange haben,
manchmal ganz schön knifflig. Aber umso schöner, wenn man es doch hinbe
kommt.“
Das dafür nötige Wissen erlangen angehende Chemielaboranten auch in der
Berufsschule.
In zweiwöchigen Blöcken werden im ersten Lehrjahr vor allem
die Grundprinzipien der Chemie vermittelt. „Man lernt zum Beispiel, welche
Trennprinzipien es gibt, wie welche Reaktionen ablaufen und wie man
Analyselösungen herstellt. Im zweiten und dritten Lehrjahr wird es dann ge
rätespezifischer.“ Klar, dass bei einem Beruf in der Chemie eben diese auch im
Vordergrund steht. Für Josephin waren die chemischen Formeln kein Problem,
eher die mathematischen: „Mathe liegt mir einfach nicht so. Im Arbeitsalltag
ist das aber kein Problem, da muss ich nur ab und zu mal einen Mittelwert be
stimmen oder Prozente ausrechnen.“ Den Rest übernehmen die Geräte. In de
nen finden übrigens tatsächlich noch Verbrennungen statt, sehen kann man
davon aber nicht mehr als die ausgedruckten Werte auf dem Papier.
Wie viel man selbst mit Reagenzgläsern und Co – also dem „Rauchen und
Stinken“ – zu tun hat, hängt vom jeweiligen Unternehmen ab.
„Wichtig ist
aber immer, verantwortungsbewusst und konzentriert zu arbeiten. Auch wenn
es manchmal nicht ganz so spannende Aufgaben sind, wie das Dokumentieren
der Untersuchungen zum Beispiel, oder auch das Kalibrieren der Waagen und
Geräte, aber das gehört nun mal dazu.“ (mü)
.
„Chemie ist, wenn es raucht und stinkt“, sagt ein deutsches Sprichwort und so stellt man sich wohl auch allgemein die Arbeit in einem Labor vor. Dass das
.
.
heutzutage aber auch ganz anders geht, zeigt ein Blick in die Chemielabore der Industrie, wie zum Beispiel bei der Oerlikon Metco Woka GmbH in
.
.
Barchfeld. Statt mit blubbernden und qualmenden Reagenzgläschen wird dort mit hochmodernen Geräten, wie dem Rasterelektronenmikroskop,
.
.
gearbeitet. Was allerdings nicht heißt, dass es nicht mehr so spannend oder weniger anspruchsvoll ist. „Ganz im Gegenteil“, weiß die 21jährige Josephin,
.
.
die hier vor kurzem ihre Ausbildung zur Chemielaborantin abgeschlossen hat.
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Pulverproben und Periodensystem
Aufgaben
Chemielaboranten bereiten chemische Unter
suchungen vor, führen Analysen und Qualitäts
kontrollen durch und werten Arbeitsergebnisse
aus.
Dauer
3,5 Jahre
Voraussetzungen
gute Noten in den Naturwissenschaften, techni
sches Verständnis, Beobachtungsgenauigkeit, kon
zentriertes und genaues Arbeiten, Sorgfalt, gute
HandAugeKoordination
Chancen
Chemielaboranten arbeiten meist in For
schungs, Entwicklungs und Produktions
laboratorien industrieller Unternehmen.
Weiterbildungen zum Chemietechniker
oder Industriemeister sind möglich.
Chemie
laborant
(m/w)