WiYou.de - Ausgabe 04/2014 - page 10

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Auf deiner Homepage steht, du bist Autorin.
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Was macht denn einen Autor zum Autor?
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„Ich glaube, man ist ein Autor so ab dem Punkt, ab dem man nicht nur regel­
mäßig schreibt, sondern auch regelmäßig veröffentlicht, zum Beispiel in
Büchern, Literaturzeitschriften, Blogs oder auch bei Lesungen.“
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Das geht ja aber sicher nicht von heute auf morgen.
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Wie hat´s denn bei dir angefangen?
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„Ich hab immer gern geschrieben. So mit 14 oder 15 habe ich dann den Flyer
für einen Literaturwettbewerb in die Finger bekommen, aber ich durfte noch
nicht mitmachen, weil man mindestens 16 sein musste. Als ich dann alt genug
war, habe ich eigentlich nur aus Prinzip mitgemacht, weil ich es eben endlich
durfte. Mir ging´s gar nicht ums gewinnen.“
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Das hast du aber trotzdem.
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„Ja, mit meiner Geschichte ‚Erbsen­ und Möhrengemüse‘ war ich plötzlich ei­
ner der Preisträger. Das hat mich echt überrascht. Ich bekam eine Einladung
zur Preisverleihung nach Wiesbaden. Wo die prämierten Texte von
Schauspielern gelesen wurden, das war schon irgendwie was Großes.
Außerdem durfte man an einem Seminar teilnehmen, bei dem man mit er­
fahrenen Autoren an seinen Texten arbeiten konnte. Von da an habe ich dann
regelmäßig an Wettbewerben teilgenommen, bin auf Lesebühnen aufgetreten
und habe meine Texte an verschiedene Magazine geschickt, wo sie auch ver­
öffentlicht wurden.“
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Und da stand dann fest: Du wirst beruflich Autorin?
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„Na ich wollte schon immer was mit Schreiben machen, und eigentlich
Journalistin werden. Deshalb habe ich Kommunikationswissenschaften in
Leipzig studiert, aber währenddessen gemerkt, dass man als Journalistin wirk­
lich auch rund um die Uhr mit journalistischen Texten beschäftigt ist und die
Konkurrenz so groß ist, dass man ständig kämpfen muss, um in diesem
Berufsfeld zu bestehen. Da hätte das literarische Schreiben keinen Platz mehr
gehabt. Ich hatte aber Lust, mich dem weiter zu widmen und bin deswegen
in einen anderen Bereich, die Öffentlichkeitsarbeit, gegangen.“
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Du hast also zwei Berufe?
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„Ja, wobei sich beide sehr ähneln und mit dem Schreiben zu tun haben. Ich
bin Autorin und ich mache die Presse und Öffentlichkeitsarbeit für ein
Carsharingunternehmen.“
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Und vom literarischen Schreiben allein kannst oder willst du nicht leben?
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„Von der Literatur zu leben ist schwer. Ich mag den anderen Beruf aber nicht
nur des Geldes wegen. Es macht mir auch Spaß, ein Büro zu haben, in einem
Team zu arbeiten, Meetings zu organisieren. Schreiben ist ein sehr einsamer
Prozess und ich bin ein sehr geselliger Mensch, das passt eigentlich gar nicht.
Deshalb bin ich froh, dass ich noch einen Beruf hab, wo ich viel mit Menschen
zu tun habe.“
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Aber auch dein Tag hat ja nur 24 Stunden.
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„Das kreative Schreiben, gerade, als es dann an den Roman ging, hat schon
viel Zeit in Anspruch genommen. Ich habe Stück für Stück die Stunden im Büro
reduziert, hatte erst immer freitags frei, mittlerweile immer auch noch den
Donnerstag.“
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An den „freien“ Tagen setzt du dich dann morgens pünktlich um acht an
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den Rechner, oder ist das eher so das Künstlerleben à la heute oder
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morgen oder übermorgen, erstmal einen Kaffee trinken?
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„Nee, da klingelt der Wecker auch ganz normal wie an den an­
deren Tagen. Ich setz mich gegen neun Uhr hin und schreibe
los. Und dann hab ich auch einiges an Kommunikation
drum herum zu tun, Auftritte absprechen, Rechnungen
erstellen, Interviews führen, es hängt da noch ganz
schön viel Orga­Kram dran. Vor allem, wenn man einen
Roman veröffentlicht hat.“
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Davon träumen viele, deren literarische Ergüsse
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kommen aber oft nicht über die heimische
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Schublade hinaus. Wie hast du es ins Ladenregal
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geschafft?
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„Ich bin über meinen Literaturagenten mit einem
Verlag in Kontakt gekommen. Da hat man mich
gefragt, ob ich nicht vielleicht einen Roman
hätte – Romane verkaufen sich in
Deutschland besser als Kurzgeschichten,
die ich bis dahin immer geschrieben
hatte. Ich hab dann einfach ja gesagt,
obwohl ich noch gar keinen hatte.
Und musste erstmal schnell ein
Exposé verfassen. Den Roman
selbst hab ich dann mit dem
Verlag, beziehungsweise einer
Lektorin zusammen erar­
beitet.“
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Kopflose Geschichten, tödliches Mischgemüse, umgedrehte Meerjungfrauen – wenn Franziska Wilhelm ihren Gedanken freien Lauf lässt, wird’s wunderlich.
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Und das ist gut so, denn genau das möchte die gebürtige Erfurterin: Dinge erzählen, wie sie noch keiner erzählt hat. So, wie in ihrem Roman
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„Meine Mutter schwebt im Weltall und Großmutter zieht Furchen“. Den gibt’s seit dem Frühjahr im Buchladen, Franziska jetzt hier im WiYou­Interview.
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Franziska fantasiert
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