WiYou.de - Ausgabe 04/2014 - page 7

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 4­2014
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„Demokratie lebt davon,
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dass Menschen sich einbringen.“
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„Das Entscheidende in der Politik ist: Man muss die Menschen mögen
und das Land lieben. Und in dem Moment, wo ich etwas mit anderen
Menschen zusammen machen kann, ist das für mich auch immer wie­
der Inspiration für die Politik. Ich mochte es schon an meiner Arbeit als
Pastorin, für Menschen, ihre Ideen und ihre Pläne eine Ermöglicherin
zu sein, das finde ich in der Politik wieder.“
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Da bleibt nicht viel Freizeit. Mögen Sie Ihren Beruf so sehr,
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dass Sie das gar nicht stört?
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„Na das ist doch gerade das Spannende. Wir wollen das Land voran­
bringen. Und das geht nicht, wenn alle einer Meinung sind. Wenn man
aber im Ringen um die besten Ideen auch an den eigenen Plänen und
Entwürfen arbeitet, kann das Resultat am Ende nur besser sein. Die
Politik und vor allem die Demokratie leben davon, dass Menschen sich
einbringen, ihre Meinungen äußern. Und je mehr Menschen das tun,
umso besser. Es gibt ein schönes Zitat vom ersten Bundespräsidenten
Theodor Heuß: ‚Die Demokratie verträgt kein ohne mich, sie lebt von
dem mit mir.‘ Dazu möchte ich gern ermuntern.“
„Ich finde es wichtig, auch außerhalb der Politik ein berufliches Stand­
bein zu haben. Das heißt, wie es manchmal so genannt wird ‚Kreißsaal,
Hörsaal, Plenarsaal‘, das würde ich jungen Menschen nicht empfehlen,
so verlockend wie das für manche ist. Man sollte eine solide Aus­
bildung machen, ob im dualen System oder akademisch. Nichts ist
schwieriger, als wenn jemand seine Unabhängigkeit nicht mehr leben
kann, weil er einfach keine Alternative zur Politik hat. Zudem lassen
sich eigene berufliche Erfahrungen auch immer in die politischen He­
rausforderungen einbringen. Trotzdem kann man schon früh anfangen,
sich politisch zu engagieren; schon als Schüler im Schülerparlament
oder beim Kindergipfel, später im Ehrenamt zum Beispiel. Man kann
den Weg in die Kommunalpolitik suchen, im Gemeinderat, im Stadtrat,
in Kreistagen, da gibt es viele Möglichkeiten. Politische Jugend­
verbände sind auch immer auf der Suche nach Mitgliedern.“
„Ich spreche keinem jungen Menschen ab, dass er nicht auch schon
mit 16, oder auch schon mit 12 oder 13, eine sehr überzeugte Meinung
haben kann. Aber ich denke, man braucht stichhaltige gesetzliche
Gründe für eine Festlegung des Wahlalters, keine Willkür. Mit 18
Jahren erreicht man die Mündigkeit, bis dahin steht man noch in der
Verantwortung der Eltern oder eines Vormundes. Das Wahlalter mit
18 ist somit ein begründetes Datum, und es hat sich bewährt.“
„Ich bin stolz darauf, dass wir in Thüringen im Vergleich aller Bundes­
länder seit Jahren in der Spitzengruppe vertreten sind. Das heißt nicht,
dass es nicht auch Verbesserungsbedarf gibt. Den sehe ich vor allem
darin, dass unsere Schulen endlich mal Ruhe brauchen. Schüler, Lehrer,
Schulträger, Eltern brauchen nichts mehr, als dass sie einfach mal wis­
sen, ihre Schulform hat Bestand und sie haben einen guten Rahmen,
in dem man sich auf den Unterricht konzentrieren kann. Ich möchte
daher den Schulfrieden für alle bestehenden Schulformen. Dazu gehö­
ren die klassischen, die wir seit vielen Jahren haben, also Grund­,
Regelschule, Gymnasium, Förderschule aber auch die Gemeinschafts­
schule, die wir in dieser Legislaturperiode neu eingeführt haben.“
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Aber es sind auch nicht alle Menschen immer Ihrer Meinung.
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Was raten Sie jungen Menschen, die das Ziel haben, irgendwann
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selbst hauptamtlich in der Politik tätig zu sein?
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Eine Möglichkeit, Politik mitzugestalten, ist zur Wahl zu gehen.
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Ein Thema, das dabei immer wieder diskutiert wird, ist die
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Herabsetzung des Wahlalters auf 16. Sind Sie dafür oder dagegen?
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Bodo Ramelow (Fraktionsvorsitzender im Thüringer Landtag und
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Spitzenkandidat DIE LINKE) nannte das Thüringer Bildungssystem
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stark reformbedürftig. Was entgegnen Sie? Hat er Recht?
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Das klingt ganz gut, trotzdem wird immer wieder weiter
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Im Interview 7
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