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WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 4­2014
„Nein, daran hatte ich gar nicht gedacht. Aber ich wollte immer gern
mit Menschen zusammenarbeiten. Ich hatte auch überlegt, Lehrerin
zu werden, habe mich dann aber für das entschieden, was ich von
Zuhause kannte und in Jena Theologie studiert.“
„Normalerweise. Aber es gab in meiner Generation eine entscheiden­
de Zäsur: die friedliche Revolution 1989. Ich hatte nach meinem Stu­
dium als Pastorin gearbeitet und mich vor allem in der kirchlichen
Jugendarbeit engagiert und dabei gemerkt, dass es so viele gesell­
schaftliche Fragen gibt, die wir bis dahin nur unter dem Dach der Kirche
diskutieren konnten, die aber eigentlich in die Gesellschaft gehören
und ich dachte, eine Partei kann dafür der richtige Ort sein. So bin ich
in die CDU, eine Partei, die vom christlichen Menschenbild geprägt ist,
eingetreten.“
„Ich hatte die Vorstellung – auch damals zu DDR­Zeiten, dass Parteien
mehr Verantwortung wahrnehmen müssten, als sich immer nur unter
die SED unterzuordnen. Das war dann zwar eine Illusion, aber aus die­
sem Veränderungswillen ist letztlich mein Engagement, beziehungs­
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Sie sind heute als Ministerpräsidentin hauptamtlich in der Politik,
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war das früher für Sie als Schülerin schon Ihr Wunschberuf?
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Wenn man Theologie studiert, führt der Weg doch eher ins Pfarramt
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als in die Politik, oder?
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Mit dem Bestreben, irgendwann die
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poltische Karriereleiter hochzuklettern?
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weise mit demWeimarer Brief zur Reform der CDU mein persönlicher
Beitrag geworden, und dann war ich einfach dabei. Im Herbst 1989
wurde ich in den Parteivorstand der CDU unter Lothar de Maizière
(dem späteren ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten
der DDR, Anm. d. Red.) gewählt und es ging immer weiter. Ich wurde
Ministerin, Landtagspräsidentin, Fraktionsvorsitzende und vor fünf
Jahren Ministerpräsidentin. Ich wollte damals Veränderungen und
dann ging es irgendwann darum, Verantwortung zu übernehmen.“
„Als Ministerpräsidentin dieses Landes leite ich die Arbeit der Landes­
regierung, die Koordination der einzelnen Fachbereiche, die sich in der
Landesregierung in den einzelnen Ministerien widerspiegeln und vor
allen Dingen setze ich die Leitlinien der Politik, in dieser Legislatur­
periode in einer Koalition aus CDU und SPD. Das Ziel meiner Arbeit ist
es, dass es den Menschen am Ende einer Legislaturperiode besser
geht, als zu Beginn.“
„Zunächst einmal gilt, Minister sind immer im Dienst, Ministerprä­
sidenten erst recht. Den Arbeitstag in Stunden zu bemessen, ist schwer.
Das können 16 oder 18 sein, wenn ich Glück habe, auch nur 14. Also
eine Einhundert­Stundenwoche ist, glaube ich, nicht zu hoch gegriffen.“
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Verantwortung tragen Sie heute als Ministerpräsidentin von Thüringen
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ja eine ganze Menge. Wie würden Sie Schülern Ihr Aufgabengebiet
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beschreiben?
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Ist Ministerpräsidentin denn ein „normaler“ Acht­Stunden­Job?
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Christine Lieberknecht ist nicht nur Landesvorsitzende der CDU in
Thüringen, sondern seit dem 30. Oktober 2009 auch die Minister­
präsidentin des Freistaats und hat gerade jetzt vor den anstehenden
Landtagswahlen jede Menge zu tun. Für ein WiYou.Interview nahm sich
die Regierungschefin trotzdem Zeit und lud ein in die Thüringer
Staatskanzlei.
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WiYou zu Besuch in der Thüringer Staatskanzlei,
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dem Amtssitz der Ministerpräsidentin.
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Fotos: TSK, WiYou, Undine Aust/fotolia
Im Interview
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Man muss
Menschen mögen
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